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Kendo bedeutet „der Weg des Schwertes“ und ist weit mehr als ein Kampfsport: Auch der Geist soll gestärkt werden.

Aufrichtigkeit. Entschlossenheit. Disziplin. All diese Eigenschaften sollen Kendo-Schüler verinnerlichen. Ein Kampfsport als Charakterbildung – kann das funktionieren? Thorsten Mesenholl, Vorsitzender des Kendoverbands Nordrhein-Westfalen, ist davon überzeugt. An der alten japanischen Kampfkunst, die mit einem Schwert aus vier zusammengebundenen Bambuslamellen ausgeführt wird und in Japans Universitäten zu den Pflichtfächern zählt, fasziniert den Wuppertaler besonders die Geisteshaltung: „Kendo ist mehr als Sport, es ist eine Lebensphilosophie, die über den Kampf verinnerlicht wird.“

Nicht umsonst bedeutet Kendo „der Weg des Schwertes“. Beschritten wurde dieser Weg ursprünglich von den Samurai, den Angehörigen der japanischen Kriegerkaste, die für ihre Entschlossenheit und ihren Mut bekannt waren. Diese Eigenschaften sind auch heute noch kennzeichnend: „Man sollte jeden Schlag so ausführen, als wäre es der letzte“, erläutert Mesenholl. „Alle Entschlossenheit und alle Konzentration liegen in diesem einen Angriff.“ Die Trefferflächen sind dabei klar definiert: Anvisiert werden der Kopf, die Handgelenke oder der Bauch, bei Fortgeschrittenen auch der Kehlkopf. Damit es keine blauen Flecken gibt, tragen die Kontrahenten eine vergitterte Maske und eine Schutzrüstung.

Ein Treffer zählt jedoch nur dann, wenn Körper, Geist und Schwert eine Einheit bilden: Der Körper wird dabei durch einen rituellen Stampfschritt symbolisiert, der Geist durch einen Kampfschrei, mit dem die Trefferfläche hinausgeschrien wird. Beides gleichzeitig mit dem Angriff durchzuführen, erfordert viel Konzentration und Koordination. „Die Runde ist vorbei, wenn ein Kämpfer zwei Treffer gelandet hat“, berichtet Mesenholl, „das kann blitzschnell gehen.“ Von Sieger und Verlierer zu sprechen, wäre allerdings falsch, denn beim Kendo gewinnen prinzipiell beide Kämpfer – an Erfahrung.

Kampfsport mit sozialer Komponente

Der Umgang miteinander soll beim Kendo von gegenseitiger Achtung und Respekt bestimmt sein. „Kinder tun sich damit deutlich leichter als so manche Erwachsene“, weiß Thorsten Mesenholl aus Erfahrung. Die soziale Komponente ist bei der Kampfsportart ohnehin sehr ausgeprägt: „Jeder Schüler hat eine Art Meister, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt.“ Dass man auch mal über Privates spreche, sei auch nahezu unvermeidbar, erzählt Mesenholl, „denn an den Bewegungen und Reaktionen im Kampf merkt man schnell, wenn jemand in Gedanken woanders ist.“ Das Ziel der Kämpfer ist es, alles andere auszublenden, sobald sie das Schwert in der Hand halten.

Das können sowohl Jugendliche als auch Senioren lernen – „aber egal, wann man anfängt, man lernt nie aus“, berichtet Mesenholl. „In Deutschland gibt es beispielsweise niemanden, der alle acht Dan, wie die Meistergrade genannt werden, erreicht hat.“ Selbst in Japan fallen über 99 Prozent der Anwärter durch. Kein Grund zur Traurigkeit, findet Mesenholl, denn schließlich geht es nicht um Leistung, sondern um die Stärkung des Geistes. Die ist den Schülern des Schwertes so wichtig, dass sich der Japanische Kendoverband sogar ausdrücklich gegen eine Aufnahme in die olympischen Sportarten aussprach – aufrichtig, entschlossen und diszipliniert.

Weitere Informationen:

Wer sich genauer über Kendo informieren oder Trainingsgruppen finden möchte:

www.dkenb.de

Interessant sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene:

Kotaro Oshima und Kozo Ando: „Kendo: Lehrbuch des japanischen Schwertkampfes“ (Weinmann Verlag, 16,80 Euro)

Dieses Buch können Sie bei Amazon.de bestellen.

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