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Tausche Handy am Ohr gegen Frosch in der Hand: Mit Reisen in traumhafte Naturlandschaften werden Millionen Euro umgesetzt. Mittlerweile gibt es Beispiele, die zeigen, dass man mit Reisen auch bedrohte Tierarten schützen kann. Das ist auch das Konzept des Biberpaddelns in der Uckermark.

Reisen und gleichzeitig Flora und Fauna schützen? Wie soll das funktionieren? Reisende selbst machen dies möglich. Immer mehr Naturliebhaber sind bereit, Geld auszugeben, das dem Artenschutz zugutekommt.

©Rucksack Reisen Münster GmbH

Mit dem Biber die Natur schützen

Weil aber nicht jede Tierart ein Tourismusmagnet ist, ist es wichtig, die sogenannten „Flagship Species“ (Flagschiff-Tierarten) zu definieren. Wenn sie geschützt sind, dann sind gleichzeitig unbekanntere Arten im selben Lebensraum auch geschützt. Bei den Millionen-Geschäften im Naturtourismus läuft jedoch nicht immer alles im Sinne der Fauna ab. Umso wichtiger ist es, sich Reiseveranstalter zu suchen, die ihren Reisen einen speziellen Verhaltenskodex auferlegen und nicht ausschließlich zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil handeln.
Nördlich von Berlin liegt die Uckermark. Hier lebt eine sogenannte „Flagship Spezie“: der Biber. Biber sind eigentlich eher unbeliebt, weil sie Bäche aufstauen und Landschaften unter Wasser setzen. Aber im Zeitalter des Naturschutzes liebt man sie gerade auch dafür. Seitdem Moore als Refugium für seltene Tiere und Wasserspeicher geschätzt sind, freut man sich über die großen Nagetiere, die ehemalige Feuchtgebiete wieder zu dem machen, was sie früher mal waren: Feuchte, moorige Landschaften.

Naturerlebnis Uckermark

Wer in der Uckermark die Wildnis erleben möchte, sollte sie auch schützen, denn hier gibt es noch wilde Flusslandschaften mit weitverzweigten Armen. Heute weiß ja kaum einer noch wie ein Fluss aussieht. Viele halten eingedeichte Flüsse mit gradlinigen Ufern für normal. Der WWF hat in Zusammenarbeit mit dem Spezialreiseveranstalter Rucksack Reisen eine besondere Paddeltour entwickelt. Kleine Gruppen bis maximal zwölf Teilnehmer werden von den Parkguides an einsamen Kanutrails durch den Park der Uckermark geführt. Der 900 Quadratkilometer große Naturpark Uckermärkische Seen gehört zu den attraktivsten und beliebtesten Naturzielen Deutschlands. Seit 1997 wird das Gebiet als Naturschutzgroßprojekt im Rahmen eines Bundesprogramms unterstützt.

In gelben Kanus auf der Spur des Bibers

Auf einem Rundkurs in gelben Kanus geht es entlang der Havel und ihren verzweigten Armen. Mehrere Biberburgen liegen am Paddelweg und für Frühaufsteher gibt es die Möglichkeit zur geführten Biberpirsch. Fasziniert von der kaum besiedelten Landschaft, kommen die Reise- und Kanuführer gerne und oft hier her. Fast täglich sind sie auf dem Wasser und kennen die Uckermark mit all ihren Jahreszeiten. 
Beim Paddeln auf den schmalen Wasserwegen, in einer Landschaft aus Schilf und Weiden begegnet man Bibern und Biberburgen, die hier höher sind als anderswo, denn auch Biber wollen trockene Wohnungen, und erst recht bei Hochwasser.

Spezielles Leitsystem für Paddler

Naturparks wie der der Uckermark sollen Natur und Arten schützen, gleichzeitig aber auch der Erholung dienen. Daraus resultieren gegensätzliche Ansprüche an denselben Naturraum, was Konflikte heraufbeschwören kann. So führen im Naturpark Uckermärkische Seen einige Wasserwanderstrecken teilweise durch Naturschutzgebiete. Naturparkverwaltung und WWF haben deshalb ein Leitsystem für die Paddler installiert, das Störungen in der Natur vermeiden soll.

Und als Zugabe ein Froschkonzert

Auf dem 65 Kilometer langen Rundkurs beobachten die Paddler Fischadler und Biber. Die Paddler lauschen Froschkonzerten und zählen die Farben von Schmetterlingen und Libellen. Die Paddler gleiten an seltenen Pflanzen vorbei, halten beim Anblick von Seeadlern, Bibern und Eisvögeln den Atem an. Niemand hätte gedacht, dass es so etwas beeindruckendes, ja beinahe kitschiges gibt: Frösche hocken auf den Seerosenblättern und quaken vor sich hin. Die Graureiher blicken streng zu ihnen rüber und Biber rascheln im Gestrüpp. Wie eingefroren warten die Paddler im Kanu, in der Hoffnung einen Biber zu sehen, aber wer auch nur einen Blick des platten Biberschwanzes erhascht ist glücklich.
Während die Paddel vorsichtig in das klare Wasser tauchen, nehmen die Naturreisenden die Umwelt ganz besonders intensiv wahr. Geräusche sind noch lauter, Farben noch intensiver, die Natur wirkt unberührt.

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Der WWF im Naturpark Uckermärkische Seen

In über 100 Ländern ist der WWF heute für den Naturschutz aktiv. Auch in der Uckermark. Dafür kauft der WWF große Naturflächen und bietet sie als Erholungsfläche für Besucher an. Finanziert wird das aus Mitteln des Bundes, des Landes, des Naturschutzfonds Brandenburg und aus Spenden. So kann die Erhaltung der spezifischen Tierarten in ihren Lebensräumen gefördert werden. In der Uckermark konnten gemeinsam mit dem Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft bislang 5500 Hektar Buchenwälder, Heideflächen, Moore, Feuchtwiesen und Klarwasserseen gesichert werden. Die Naturparkverwaltung trifft Entscheidungen zur naturfreundlichen Förderung von Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Gewerbe und Tourismus und für eine naturverträgliche Regionalentwicklung wurde extra ein Leitbild erarbeitet. So koordiniert der WWF die Umweltprojekte, die für eine Förderung durch EU-Mittel in Frage kommen.

FAZIT: Reisen in nahezu unberührten Landschaften sind ein unvergessliches Erlebnis. Damit gleichzeitig die Natur zu schützen ist eine besondere Freude. Angebote wie das Biberpaddeln in der Uckermark machen das möglich. Und wer freut sich nicht über eine artenreiche Natur, die den Erholungsausflug zu einem kleinen Abenteuer macht. Man weiß ja nie, hinter welchem Busch sich ein Biber befindet.

Weitere Informationen:

Alle Infos zu der WWF-Projektreise „Biberpaddeln in der Uckermark“ bekommen Sie bei Rucksack Reisen: www.rucksack-reisen.de/Biberpaddeln

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