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Von Zahnräubern und Schweineborsten – MEINE VITALITÄT gibt Ihnen einen Einblick in die Geschichte der Zahnpflege. Denn so alltäglich, wie das Zähneputzen heute für Groß und Klein ist, war es keineswegs immer.

Es müssen ja nicht gerade Zähne wie die vom „Beißer“ sein. Schließlich hatte der 2,18 Meter große Schauspieler Richard Kiel in den James-Bond-Filmen „Der Spion, der mich liebte“ und „Moonraker“ ein Gebiss vollständig aus Metall, das ihm in seinem Beruf als Auftragskiller sicher nützlich war, für zwischenmenschliche Beziehungen jedoch leider eher ein Hindernis darstellte.

Jahrtausende alte Historie

Schöne, weiße, gepflegte Zähne gelten nicht erst seit heute als Schönheitsideal. Sie stehen für Sauberkeit, Gesundheit, früher waren sie auch ein Zeichen für Reichtum. Denn schon im späten Mittelalter betätigten sich Tagelöhner in London als Zahnräuber, die nachts durch die dunklen Straßen der Stadt an der Themse zogen, um unbedarften, ahnungslosen Fußgängern – wenn denn hygienisch geeignet – Zähne zu entreißen. Ihre Auftraggeber: Zahnärzte, die Gebisse für reiche Bürger anfertigten. Die Geschichte wirklicher Zahnpflege geht jedoch Jahrtausende zurück: Archäologische Funde belegen, dass schon im alten Ägypten dünne Äste benutzt wurden, um die Zähne zu reinigen. Dann wurde ein Gestell aus Kuhknochen verwendet. Um das Jahr 1500 wurden immer öfter Tierborsten eingearbeitet – Pferdehaare und Schweineborsten – und im alten China begaben sich Entwickler und Forscher sogar in die Botanik und verwendeten biegsamen, aber trotzdem stabilen Bambus. Später wurden Alternativen wie Schwämme oder Lappen getestet – das Rosshaar auf den Zahnbürsten erwies sich meistens als zu weich. Eine richtige, gründliche Reinigung konnte so nicht erfolgen. Großes Manko zudem: Zahnbürsten waren teuer – für „Normalbürger“ war ein solcher Luxus undenkbar.

Eine Geschmacksfrage: Die Elektrozahnbürste

Unglaublich: Erst 1938 wurde das Reinigungsgerät zur Massenware – und damit für jeden zugänglich. Grund: Die Erfindung des Nylons. Nun konnten Borsten aus künstlichem Material hergestellt werden – ein Meilenstein. Seitdem ging die Entwicklung immer rasanter: Auch elektronische Zahnbürsten fanden einen Markt. Doch ihre Wirkung ist bis heute umstritten: Ihr Reinigungswert ist Statistiken zufolge nicht größer als der herkömmlicher Zahnbürsten, auch sind die in der Haltung deutlich kostspieliger als die Plastik-Kollegen, die von Hand betrieben werden (Preis etwa zwei Euro). Jedoch kommt es wohl auch hier auf den Geschmack des jeweiligen Benutzers an – das Sauberkeitsempfinden ist stets ein anderes. Elektrozahnbürsten zumindest haben sich in einem bestimmten Konzept durchgesetzt: Akkus oder Batterien für den schnurlosen Betrieb sind heute schon Standard aller Modelle (ab zehn Euro), austauschbare Bürstenköpfe gibt es mittlerweile bei allen Geräten, die Branchengrößen Braun und Philips bieten ein breites Sortiment an verschiedenen Härtegraden.

Umstrittener Effekt

Auch Zahnkorrekturen, wie durch die aus verständlichen Gründen bei Teenagern eher unbeliebten, aber kosmetisch hilfreichen Spangen, sind heute so unauffällig und problemlos durchführbar, wie es vor Jahren noch kaum denkbar war: Die so gefürchteten einzelnen, fast schon aus der Entfernung erkennbaren Metallaufsätze auf den Zähnen, die an die 50er Jahre erinnern, gibt es fast nur noch im Museum. Heutige Zahnspangen sind so gut wie unsichtbar – neue Materialien und Entwicklungen machen es möglich. Spezielle Techniken und Mechanismen lassen die Patienten sogar selbst an der Zahnkorrektur teilnehmen – so zum Beispiel durch herausnehmbare Spangen, die fester geschraubt oder gelockert werden können. Auch die Zusatzpflege hat sich stets mit entwickelt: So gilt Zahnseide (ab 2,50 Euro) unter Medizinern als vielleicht wichtigste Ergänzung zum täglichen Putzen, um auch die oft selbst mit Bürsten schwer zugänglichen Zwischenräume zu säubern. Unter Verbrauchern ist das in vielen verschiedenen Aromen (zum Beispiel Zimt oder Apfel) erhältliche Produkt ob der leichten Verletzungsgefahr am Zahnfleisch jedoch umstritten.

Auch die Menge macht’s

Genauso umstritten ist auch Zahnpasta mit dem immer wieder angepriesenen „Weißmacher-Effekt“ (ab 50 Cent) – so ergab eine Studie der Stiftung Warentest: Nur die wenigsten Produkte können ihre oft großen Versprechen von weißeren Zähnen, perfekter Reinigungswirkung, Kariesvorbeugung und weiterer Pflege wirklich halten. Am wichtigsten scheint da doch der allseits bekannte Spruch: Mindestens zwei Mal täglich Zähne putzen.

FAZIT: Auch wenn die Kinder abends beim Zähneputzen quengeln oder ihre Zahnspange absolut uncool finden – für die Entwicklungen in der Zahnpflege können wir heute sehr dankbar sein. Vielleicht überdenken Ihre Kinder das abendliche Quengeln noch einmal, wenn Sie Ihnen erzählen, dass man sich früher mit Schweineborsten die Zähne putzte. Ob Zahnbürste – manuell, elektrisch – oder Zahnspange, ob Zahnseide oder spezielle Zahnpasta: Die Technik von heute hätte sich vielleicht auch der „Beißer“ gewünscht…

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