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Selbstoptimierung ist der neue Trend. Alle möchten gesünder leben, bewusster sein und noch glücklicher werden. Modern sein heißt sich selbst zu optimieren, technisch gesehen gibt es da tausende Möglichkeiten – angefangen von der Bewegungsapp auf dem Smartphone bis hin zur Schlafanalyse mit dem Tablet. Natalie Fischer lässt Sie an Ihren Gedanken zu diesem Thema teilhaben.

Vor ein paar Tagen wurde ich Zeugin eines Gespräch zwischen zwei (nicht mehr ganz so) jungen Müttern. Die eine legte der anderen die Hand mitfühlend auf den Unterarm, um irgendwie das Schluchzen ihrer Bekannten zu unterbrechen, und tätschelte immer weiter, während sie sagte: „Ich weiß genau, was du meinst, ich habe auch so viel zu tun, wir müssen uns halt irgendwie zusammenreißen.“

Im Laufe der Unterhaltung wurde mir klar, worum es ging, um völlige Überforderung, um Hilflosigkeit und das Bemühen, im Alltag das Bild, was einem von sich selbst genehm ist, zu wahren. Das Jonglieren zwischen Kindern, einem Halbtagsjob und dem Haushalt funktionierte nicht mehr. Von dem eigenen Anspruch an eine erfüllte Partnerschaft ganz zu schweigen.
Irgendwann gelingt es nicht mehr. Diesem Moment habe ich an dem besagten Nachmittag unfreiwillig beigewohnt.

Auf Schlaf verzichten – ist das Lösung?

Die Frauen sahen gelinde gesagt beide toll aus. Schlank, stylish angezogen und mit ihren gesunden Kindern im Kinderwagen und an der Hand. Auf den ersten Blick stimmte alles in der rosaroten Welt, sie saßen mittags in einem der angesagtesten Cafés der Stadt und hatten neben den Salatbowles die Autoschlüssel von zwei SUV´s jenseits der 100.000 €-Grenze auf dem Tisch liegen.

Trotzdem schien alles aus dem Lot. Mir klang der Satz. “ Wir müssen uns halt irgendwie zusammenreißen.“ nach. Die beiden sprachen tatsächlich darüber, wie man es schaffen könnte, morgens noch etwas früher aufzustehen ( 04:30 Uhr), um die Osterdekoration, die online bestellt wurde, aufzubauen und diese Hefehasen, die mit der Rosine als Auge, zu backen, weil es ansonsten nicht möglich wäre, das noch irgendwie in den Tag hineinzupressen.
Das ist ungefähr so, als wenn einem das Wasser bis zum Hals steht und man fragt, ob nicht noch jemand einen Bottich auffüllen könnte.

Was ist um Gottes Willen mit uns allen los?

Warum prügeln wir uns selbst in das Hamsterrad und lassen die Räder durchdrehen, bis uns das gleiche Schicksal droht und wir heulend in der Ecke sitzen. 
Wie viel bürden wir uns noch selbst auf, wie viel Macht überlassen wir anderen, unser Leben zu gestalten?
Die fremde Macht heißt oftmals: Nachbarin, Mutter, Schwiegermutter, die anderen Mütter in der Kita und und und…. „Was wird die Schwiegermutter sagen, wenn die Osterdeko dieses Jahr bei uns nicht stattfindet?“, flüstert hämisch eine Stimme im Kopf. „Wie stehe ich denn da, wenn die Kinder in diesem Jahr keine selbstgebackenen, sondern gekaufte Hasen haben?“ – zischt die andere Stimme.

Ich mache da nicht mehr mit!

Ich wünsche mir den Tag herbei, an dem wir Frauen uns ernsthaft solidarisieren und mit der Bewertung anderer aufhören. Aufhören mit dem schlimmsten Übel von allem, dem Vergleichen. Sich selbst einfach aus dem allgemeinen Ranking herausnehmen – und ganz laut sagen: „Ich mache da nicht mehr mit! Ich mache meine eigenen Regeln! Die kann ich sogar ändern, wann und wie ich will.“
Diese kompromisslose Verantwortung für sich selbst und das eigene Tun oder Lassen anzunehmen, verleiht Stärke und ist ein kraftvolles Instrument, Kontrolle (wieder) zu erlangen und den stresserfüllten Rhythmus der Fremdbestimmung zu unterbrechen. 
Eigenverantwortung bedeutet die Rückeroberung der Macht, und die haben wir alle in dem einen oder anderen Lebensbereich nötig. 
Das ausgleichende, harmoniebetonte weiche Element ist in diesen herausfordernden Zeiten, in denen wir uns befinden, nicht immer zu unserem eigenen Vorteil. Wir lassen uns unbemerkt ausbeuten,  von uns selber, und gebieten dem keinen Einhalt.

Gegen den Strom!

Was passiert denn, wenn ich den Keller nicht aufräume? Was passiert denn, wenn ich diesen Englisch-Kurs nicht mache, weil mich alleine der Gedanke daran, zweimal in der Woche in der Stadt abends einen Parkplatz zu suchen, an den Rand des Wahnsinns treibt?

Ich sage Ihnen: Es passiert gar nichts! Machen Sie sich eine Liste. Schreiben Sie die Dinge auf, die Sie erreichen wollen, und streichen Sie ein paar davon durch, die schon seit Jahren in Ihrem Gehirn rumspuken und dort Platz weg nehmen. 
Der Keller wird gemeinsam mit Freunden im Sommer an einem Nachmittag mit anschließender Grillpartie aufgeräumt, und statt des Englisch-Kurses mit Streber-Kollegen, nehmen Sie Urlaub und essen in Cornwall am Strand ein Eis und flirten mit dem Verkäufer desselben.

Fazit: Es ist Ihr Leben – das ist sicher – daher: Machen Sie es sich schön! Im seltensten Fall wird das jemand anderes für Sie übernehmen!

Weitere Informationen:

Mein Herzens-Buchtipp für Sie:
„5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“
 von Bronnie Ware, erschienen im Arkana Verlag
Schnappen Sie sich eine Packung Kleenex, lesen das Buch von Anfang bis Ende und feiern Sie Ihre Leben!

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