Der Geruchssinn wirkt von allen Sinnen am direktesten auf uns: Während Informationen, die wir hören, schmecken, sehen oder fühlen, erst im Thalamus (einem Teil des Zwischenhirns) verarbeitet werden, ist dies beim Riechen anders. Nehmen wir einen Geruch wahr, dann dringen die Informationen direkt in das limbische System. Die Amygdala, als Teil des limbischen Systems, ist für die emotionale Bewertung von Ereignissen und Informationen zuständig und sorgt dafür, dass Gerüche Gefühle in uns wecken.
Wechselwirkungen zwischen Gerüchen und Gefühlen
Unsere Kindheitserinnerungen sind unweigerlich mit Gerüchen verbunden. Parfüms wie die aus der Kollektion von Juicy Couture erinnern uns durch die süßliche Note an Zuckerwatte vom Jahrmarkt, frisch gemähtes Gras weckt Erinnerungen an den Garten der Eltern und Gerüche von Pfeifentabak lassen uns gedanklich wieder auf dem Schoß unseres Großvaters sitzen.
Psychologen nennen diesen Effekt in Anlehnung an den Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit das Proust-Phänomen. In Marcel Prousts Werk isst der Protagonist ein in Tee getunktes Stück Madeleine und wird plötzlich von seinen Kindheitserinnerungen überrascht. Schließlich ist Riechen unweigerlich mit dem Geschmackssinn verbunden, denn die wirklichen Nuancen im Essen nehmen wir im Grunde über unsere Nase wahr. Während unsere Zunge nur zwischen süß, sauer, salzig, bitter und umami (ein starker würziger bzw. „fleischiger“ Geschmack) unterscheiden kann, ermöglicht unser Geruchssinn, mehr als diese fünf Geschmacksrichtungen zu differenzieren.
Geruchssinn als evolutionäres Warnsystem
Wir unterschätzen häufig, wie das Riechen unser Leben bestimmt. Dabei warnt uns unser Geruchssinn vor Gefahren im Alltag, wovon schon unsere Vorfahren profitiert haben. Ob Feuer, verdorbenes Essen oder sogar Gift – durch den Geruchssinn besitzt der Mensch ein angeborenes Warnsystem, das sich evolutionär als äußerst sinnvoll erwiesen hat.
Doch es gibt auch Menschen, die Gerüche nicht wahrnehmen können. Während man eine zu geringe Riechleistung als Hyposmie und eine übermäßige als Hyperosmie bezeichnet, fehlt bei der Anosmie der Geruchssinn vollständig. In einem Artikel der Frankfurter Allgemeine berichtet eine Betroffene, wie sehr sie darunter emotional leidet, ihre Kinder nicht mehr riechen zu können, und wie sie all die Erinnerungen und emotionalen Eindrücke vermisst, die mit bestimmten Düften verbunden sind.
Fazit: Oft wird die Bedeutung des Geruchs unterschätzt, weil wir unsere Umwelt überwiegend über die Augen wahrzunehmen glauben. Doch sollten wir uns ab und an bewusst machen, wie einzigartig unser Geruchssinn ist, und gezielt mehr auf die Welt der Gerüche achten. Durch die Verknüpfung neuer Gerüche und Situationen schafft unser Gehirn so stetig neue emotionale Eindrücke.
Weitere Informationen:
Eine Einschränkung des Geruchssinns kann auch bei einer Erkältung auftreten. Wie Sie Husten und Schnupfen den Kampf ansagen, erfahren Sie hier.