„Alles Leben stammt aus dem Meer“, sagte schon Hippokrates vor 2.000 Jahren. Seit Menschengedenken wird die außerordentliche Heilkraft des Meeres genutzt. Eine kurze Geschichte der Thalasso-Therapie.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Heilkraft des Meeres gezielt therapeutisch genutzt. Das Angebot heute reicht von Entspannungs- und Schlankheitskuren, Stressabbau, bis zur Behandlung von Rheuma, orthopädischen Problemen, chronischen Schmerzzuständen und vielem mehr. Aber schön der Reihe nach.
3.000 vor Christus
Nach chinesischen Überlieferungen nutzten die Menschen bereits 3.000 v. Chr. Algen- und Meerwasserkuren. Unter Kaiser Shen-Nung wurden in China bereits Schilddrüsenbehandlungen mit Algen durchgeführt. Beim Dichter Euripides hieß es: „Das Meer reinigt uns von allen Krankheiten“. Auch bei den alten Griechen, Römern und Ägyptern galten bereits Badekuren als medizinische Behandlungsformen.
460 bis 377 vor Christus
Auch Hippokrates behandelte zum Beispiel Rheuma- und Ischiaspatienten mit Meerwasser.
Um 790
Karl der Große förderte das Baden wieder stärker, nachdem die Kirche zunächst warme Bäder verboten und nur Kindern erlaubt hatte. Von da an erlangte das Badewesen immer größere Bedeutung bis es um 1600 aufgrund der sich ausbreitenden Seuchen zum Erliegen kam.
1750
Im Abendland wurden Algenbehandlungen erstmals 1750 erwähnt. Bereits in diesem Jahr heilte der englische Arzt Richard Russel die verschiedensten Hauterkrankungen mit Algen. Im gleichen Jahr promovierte er über den Gebrauch des Seewassers bei Erkrankungen der Lymphknoten. Diese Untersuchungen gehen auf die Feststellung zurück, dass britische Küstenbewohner zu damaligen Zeiten nicht von bestimmten Krankheiten, wie zum Beispiel Skrofulose, betroffen waren. Ergebnis Russels umfangreicher Untersuchungen: die Geburtder modernen Meeresheilkunde.
1792
Der Mediziner von Halem führt auf Norderney Algenbehandlungen durch. Noch heute gibt es hier das Dr.-von-Halem-Krankenhaus.
1793
Mit Heiligendamm wird das erste deutsche Ostseebad gegründet. Professor Samuel Gottlieb Vogel wusste um die Nützlichkeit von Seeheilbädern und behandelte damit Krankheiten wie Rheuma oder Ausschläge. Das Ostseewasser wurde aber nicht nur zum Baden genutzt – es wurde auch getrunken. Darüber hinaus mischte man diesem auch jodhaltigen Tang bei oder rieb die Patienten damit ab. Zunehmend zeigt sich die Bedeutung dieser Therapie in Verbindung mit der sauberen Seeluft.
1811
B. Courtois, Chemiker des Kaisers Napoleon, entdeckt die Bedeutung von Jod für den Menschen.
1850
Marianne Brillard führt erfolgreiche Algenbehandlungen der an Skrofulose und Rachitis erkrankten Kinder in Berck, Pas de Calais, durch.
1861
Kaiserin Eugenie erbaut ein erstes und 1869 ein zweites Hospital, wo Meeresbehandlungen angewandt werden.
1862
Der Biologe Duchène entdeckt die Eigenschaften gewisser Algen, Fette zu absorbieren.
1867
Den Begriff „Thalasso-Therapie“ prägt La Bonnadière, ein Arzt aus Arcachon. Der Mediziner erkannte die wohltuende Wirkung des Meerwassers auf den Menschen. Thalasso-Therapie hat seinen Ursprung im griechischen „thalassa“ = das Meer und „therapeia“ = die Pflege.
1897
Der französische Biologe René Quinton weist die Ähnlichkeiten zwischen der mineralischen Zusammensetzung des Meerwassers und des menschlichen Blutserums nach. Demnach kann der Organismus Präparate mit Meerwasserstoffen besonders gut aufnehmen und verwerten.
1899
Doktor Louis Bagot gründet das erste Thalasso-Therapie-Institut in Roscoff. Schwerpunkt war die Hilfe für Gelenk- und Rheumakranke.
1902 – 1952
Wissenschaftler und Universitäten versuchen, den vielfältigen Geheimnissen des Meeres im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen.
1952
Die Professoren Guelfy und Tompas von der Universitätsklinik in Rennes führen den Beweis für die ionische und Hautpenetration von Wirkstoffen einer Algenauflage, insbesondere nach dem Baden.
1955
Professor Karl Linser, damaliger Direktor der Universitätshautklinik der Berliner Charité, bewirkt mit der Einrichtung der Hautabteilung im Sanatorium die Etablierung der ersten Fachabteilung. Später werden neben Hautkrankheiten auch Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems behandelt – typische Thalasso-Indikationen.
1964
Das erste Thalasso-Zentrum entsteht in Quibéron an der französischen Atlantikküste. Viele französische Krankenversicherer erkennen Thalasso-Anwendungen als bewährtes Mittel gegen Stress, Übergewicht, Cellulite und Schlafstörungen, bei chronischen Atemwegs- und Hauterkrankungen, Kreislauf- und Stoffwechselstörungen sowie bei Rheuma- und Gelenkbeschwerden an. Mittlerweile gibt es weltweit über 1.200 Thalasso-Zentren, die meisten in Frankreich. Die Franzosen sind führend in der Erforschung der Meere und seiner Heilwirkungen.
1993
Eröffnung des ersten Original-Thalasso-Zentrums in Deutschland in Rostock-Warnemünde.
Weitere Informationen:
Verband Deutscher Thalasso Zentren e.V.: