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Bio-Siegel gibt es viele. Doch was dahinter steckt, ist auf den ersten Blick im Geschäft nicht immer klar. Eine Erklärung durch den Bio-Siegel-Wald.

Gut, gesund und dabei noch günstig einkaufen, davon träumen viele. Die Qualität soll stimmen, ebenso die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung und die Umweltverträglichkeit. Auch die Nachhaltigkeit und der „ökologische Fußabdruck“ sind heute durchaus geläufige und nachgefragte Begriffe. Egal, ob vom Discounter oder aus dem Feinkostladen, jeder möchte das Beste genießen – selbstverständlich aber auch zu niedrigem Preis.

Immer mehr Verbraucher entscheiden sich daher für Bio-Produkte. Um rund fünf Prozent steigen jährlich Umsatz und Anbaufläche in der Bio-Branche. Doch was genau ist überhaupt besser, wenn wir für Bio-Lebensmittel mehr Geld ausgeben, wenn es doch auch beim Discounter Bio-Produkte gibt?

Was ist was in der Welt der Bio-Siegel?

Ein wichtiger Anhaltspunkt für Verbraucher ist dabei das seit 2001 in Deutschland eingeführte sechseckige grüne Bio-Siegel. Seit 1. Juli 2010 wird es ergänzt durch das Blatt aus EU-Sternen auf hellgrünem Untergrund, das europaweit Bio-Produkte kennzeichnet. Häufig werden beide nebeneinander aufgedruckt, da das Bio-Siegel – anders als der EU-Stern – beim Verbraucher bereits etabliert und bekannt ist. „Inhaltlich gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden Siegeln“, sagt Andreas Greiner, Diplom-Agrarbiologe und Pressesprecher von Bioland Baden-Württemberg. „Das Sechseck wird nur in Deutschland und bei Importen nach Deutschland verwendet, das grüne Blatt aber in ganz Europa. Der Standard ist in beiden Fällen die EG-Öko-Verordnung“.

Daneben gibt es weitere Bio-Siegel und -Zeichen. Diese gehen oft auf landwirtschaftliche Ökobetriebe zurück. Die beiden größten und ältesten Ökoanbauverbände mit Siegel sind Bioland und Demeter. Weitere Organisationen sind Naturland, Biokreis, Biopark, Ecovin-Bundesverband ökologischer Weinbau, Gäa und Ecoland. Alle Verbände haben eigene Siegel und Zeichen.

Unterschiede bei Bio-Siegel und Verbands-Bio

Es gibt durchaus Unterschiede zwischen den Richtlinien der Anbauverbände, dem sechseckigen Bio-Siegel und dem neuen EU-Bio-Blatt. Die Siegel der Anbauverbände sind strenger, was die Tierhaltung, das Futter oder die Düngung angeht. Hier gibt es kein „ein bisschen Bio“, sondern es gilt die Devise „ganz oder gar nicht“. Das Bio-Siegel erlaubt dagegen auch einen Zwischenweg, zum Beispiel beim Futter, das zu einem Teil auch konventionell verwendet und zugekauft werden darf. Auch Dünger darf in konventioneller Qualität zugekauft werden, die Anbauverbände verbieten dies.

Discounter oder Bioladen?

Die EG-Öko-Verordnung und damit die beiden aktuellen EU-Bio-Siegel bezeichnen also den kleinsten gemeinsamen Nenner der möglichen umsetzbaren Kriterien für Bio-Lebensmittel. „Ein Betrieb könnte beispielsweise konventionelle Tierhaltung betreiben, die Produkte auch konventionell vermarkten und den Bereich Ackerbau auf Bio umstellen“, erklärt Andreas Greiner als einen der wesentlichen Unterschiede zu Demeter, Bioland und Co.

Damit Verwechslungen ausgeschlossen sind und Produkte sowie Vermarktung transparent und nachvollziehbar bleiben, fordern Öko-Anbauverbände, dass sich Betriebe komplett umstellen. Das hat auch finanzielle Vorteile: Nur die Betriebe, die rein bio sind, erhalten eine staatliche Bio-Förderung.

Discounter-Ware setzt allein auf das gesetzliche Bio-Siegel. Produkte der Öko-Anbauverbände sind hier nicht anzutreffen. Da die Ware sehr günstig produziert sein muss, kommt sie oft von Mischbetrieben, die auf hohen Profit aus sind und die hohe Nachfrage nach „Bio – aber günstig“ bedienen.

Etikettenschwindel bei Bio-Ware

Vorsicht gilt bei Bezeichnungen wie „aus naturnahem Anbau“, „aus umweltgerechter Landwirtschaft“ oder „aus kontrolliertem/integriertem Anbau“. Diese Produkte locken den Verbraucher auf die falsche Fährte. Mit Bio haben sie nichts zu tun. Lediglich die Begriffe „öko“, „ökologisch“, „bio“ und „biologisch“ sind in Deutschland geschützt.

Fazit von Andreas Greiner: „Die Standards der Bio-Anbauverbände sind in der Summe etwas höher als die EG-Öko-Verordnung. Jeder Verbraucher muss für sich selber entscheiden, wie viel Bio er möchte.“ Die richtige Richtung ist Bio-Konsum auf jeden Fall. Wie viel, wie weit und wie schnell, ob vom Bauern in der Nähe, vom Bio-Supermarkt oder vom Discounter, bleibt jedem selbst überlassen.

Weitere Informationen:

Erklärung des Bio-Siegels:

www.bio-siegel.de

Hintergründe zum Öko-Anbauverband Bioland:

www.bioland.de

Informationen zum Öko-Anbauverband demeter:

www.demeter.de

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