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Ein Interview mit Deutschlands erstem Wassersommelier Arno Steguweit über das oft unterschätzte Getränk.

Einen Weinsommelier kennt inzwischen jeder, von ihm lässt man sich gerne einen guten Tropfen zum Essen empfehlen. Doch geht das auch mit Wasser? Hat Wasser überhaupt diese Art von Vielfalt im Geschmack? MEINE VITALITÄT sprach mit Wassersommelier Arno Steguweit über seinen ungewöhnlichen Beruf und die Faszination Wasser.

©Arno Steguweit

MEINE VITALITÄT: Herr Steguweit, Sie sind Wassersommelier – wird man bei dieser Berufsbezeichnung nicht manchmal schräg angeguckt?

Arno Steguweit: Eigentlich bin ich geprüfter Sommelier und habe das also richtig gelernt. Auf das Wasser habe ich mich später spezialisiert und so wurde aus dem Sommelier der Wassersommelier. Eben der, der sich mit Wasser besser auskennt als andere. In den letzten Jahren ist das Interesse größer und die Kritik weniger geworden. Ich habe stets mit Sachlichkeit versucht, dem Thema die nötige Seriosität zu gegeben.

Was macht für Sie die Faszination Wasser aus?

Wasser ist unser „Strom“ – ohne Wasser funktioniert nichts im Körper. Außerdem ist es bemerkenswert, wie etwas ohne Geruch und Geschmack so unterschiedlich sein kann. Die Unterschiede sind zwar dezent, aber wer sie bewerten und einstufen kann, der hat ein besonders feines Wahrnehmungsvermögen.

Wasser „schmeckt“ also gar nicht?

Generell können wir süß, sauer, salzig und bitter am Gaumen schmecken. In Asien hat man sogar eine weitere Sinneswahrnehmung, nämlich Umami. Beim Wasser können wir aber nur in sauer, salzig und bitter unterscheiden. Je nach Zusammensetzung der gelösten Mineralstoffe und der persönlichen Empfindung kann ein sehr weiches Wasser auch dezent süße Anklänge haben. Das ist jedoch eine „Täuschung“, die uns lediglich besonderen Wohlgeschmack signalisiert.

Wonach bewerten Sie Wasser?

Da Wasser wie gesagt keinen Geruch und Geschmack haben sollte, bewerte ich es nur nach den Inhaltsstoffen. Sie lösen einen Reiz auf dem Gaumen aus, der dem Gehirn sagt, dass es salzig, bitter oder sauer schmeckt. Süße, Geruch und geschmackliche Aromen sollten beim Wasser nicht vorkommen, denn dann ist es in keinem Fall mehr natürlich.

Stilles oder prickelndes Wasser?

Das Geheimnis liegt darin, immer das passende Wasser zu finden. Zum Beispiel morgens und spät abends eher ganz stilles Wasser, das ist sanft zum Organismus. Mittags viel Kohlensäure, denn sie belebt und verleiht uns neuen Schwung für die zweite Hälfte des Tages. Nachmittags und am frühen Abend passt eher ein Medium Wasser.

Zitrone und Eiswürfel – willkommen im Wasserglas?

Wenn ich meinem Wasser Geschmack in Form von Zitrone zugebe, dann fällt der Reiz, den das Wasser in seiner reinen Form auf der Zunge auslöst, weniger deutlich aus, da das Aroma vergleichsweise intensiv ist. Mit einem Eiswürfel aus Leitungswasser kühle ich das Mineralwasser nur unnötig herunter und außerdem „verwässere“ ich mein natürliches Produkt mit einem chemisch aufbereiteten Produkt.

Wie finde ich meinen persönlichen Wasserfavoriten?

Kaufen Sie drei oder fünf verschiedene Sorten Wasser, darunter auch das Wasser, welches Sie normalerweise zu Hause verwenden. Verkosten Sie dann alle nebeneinander. Nur so findet man heraus, welches im direkten Vergleich die Nase vorne hat. So ein Test ist weder teuer noch zeitaufwendig, kann dafür Spaß machen, wenn man ihn mit der ganzen Familie oder mit Freunden macht. Denn jeder wird ein anderes Wasser bevorzugen.

Gibt es das perfekte Wasser?

Natürliches Mineralwasser ist immer perfekt, denn es gibt kein Lebensmittel, das mehr „Bio“ ist. Von Natur aus mit gelösten Mineralstoffen versetzt, dient unserem Körper als Wasserausgleich und Treibstoff. Welches für einen selbst das Beste ist, hängt vom Lebenswandel und eventuellen Allergien ab. Bei Laktose-Intoleranz ist es zum Beispiel besser, mehr Calcium zu sich zu nehmen. Ein Sportler braucht mehr Natrium und Magnesium, während jemand mit gänzlich schlechter Ernährung ein besonders hochmineralisiertes Wasser als Ausgleich für die Mangelernährung verwenden kann. Jedem also sein Wässerchen – das ist nicht nur so daher gesagt!

Gibt es eine Region, die für ihre ausgezeichnete Wasserqualität bekannt ist?

In Deutschland haben wir über 500 zertifizierte Brunnen für natürliches Mineralwasser. Das ist absolute Spitze. So schnell wird uns das erfrischende Element also nicht ausgehen. Sobald „natürliches Mineralwasser“ auf dem Etikett steht ist es ein Spitzenprodukt von natürlicher Reinheit, Unberührtheit und Frische.

Was ist dran an dem Fiji-Wasser-Hype bei Prominenten?

Diese ausländischen Wässer haben verstanden, dass es eine Zielgruppe gibt, die sich gerne abgrenzen möchte. Wässer wir Fiji, Bling H20 oder Voss haben einen gesellschaftlichen Stellenwert erlangt. Man kann es sich leisten. In unserer Leistungsgesellschaft will man mit solchen Produkten Referenzen schaffen und zeigen, dass man zu den Erfolgreichen dazu gehört. Aber Mal im Ernst: Das Auge trinkt mit und eine edle Glasflasche mit einer tollen Geschichte gefällt vielen einfach besser als eine schnöde Plastikflasche.

Trinken Sie nur noch Wasser?

Ich bin Sommelier aus Leidenschaft. Daher trinke ich auch gerne Wein und andere Getränke – es muss nicht immer Wasser sein. Aber ich trinke eher Wasser als eine Limo. Ein besonderer Tee kann genauso reizvoll sein wie ein Wasser, denn da kommt es ja auch auf die Güte des Wassers an. Sie sehen, Wasser ist überall. Sogar beim Nudeln essen nehmen wir Wasser zu uns. Es ist wichtig, genug Flüssigkeit und ausreichend gelöste Mineralstoffe zu sich zu nehmen. Mit natürlichem Mineralwasser ist das am einfachsten und gesündesten.

Gibt es neue Trends beim Thema Wasser?

Trends kommen jedes Jahr neue – mal ist der Sauerstoff im Aktivwasser, mal die Verarbeitung von geschliffenen Kristallen auf der Flasche.
Für mich persönlich wäre der Trend des Sommers, dass jeder etwas mehr natürliches Mineralwasser trinkt und somit seinen Körper leistungsfähiger macht. Wer ausreichend Wasser trinkt, fördert einen gesunden Stoffwechsel, kann sich besser konzentrieren und hat bessere Laune.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen:

Der Internetauftritt des Wassersommeliers Arno Steguweit: www.wasser-sommelier.de

Der Handelsverband für Heil- und Mineralwasser bildet mittlerweile in zwei Schritten zum zertifizierten Mineralwassersommelier aus. Hier erfährt man aus qualifizierter Hand, was zu diesem Thema von Interesse ist. Die Geschäftsstelle in Berlin gibt dazu gerne weitreichende Informationen und nimmt Anmeldungen entgegen: www.handelsverbandwasser.de

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