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Die Wunderwurzel aus dem Fernen Osten: Ginseng hält das Gehirn fit und würzt die Suppe. Und zwar umso besser, je älter die Wurzel ist. In China wird Ginseng schon seit mindestens 3.000 Jahren verzehrt, erstmals erwähnt wird Ginseng in dem Medizinbuch eines Kaisers.

Wenn eine Prüfung vor der Tür steht, wissen sich koreanische Studenten auf eine ganz spezielle Art zu helfen: Kaum einer von ihnen wird in dieser Situation auf Ginseng verzichten. Denn er soll, das wissen sie von ihren Vorfahren, die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessern. Dass sie damit Recht haben, bestätigte unlängst eine Studie aus Uppsala. Wissenschaftler ließen Probanden mit dem Bleistift eine Linie durch ein spiralförmiges Labyrinth finden, ohne die Ränder zu berühren. Dabei schnitten diejenigen, die zuvor Ginseng einnahmen, doppelt so gut ab wie die anderen.

Ginseng: Gut für die Balance

„In dem ältesten chinesischen Arzneibuch von vor 3.000 Jahren, geschrieben vom chinesischen Kaiser Shen Nong, war der Ginseng schon dabei“, weiß Professor Matthias Melzig vom Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin. „Die Chinesen haben ein anderes Verständnis von Medizin und dem menschlichen Körper als wir heute – sie erklärten sich die Wirkung von Ginseng nicht über die Naturwissenschaft, sondern über Temperamente.“ Wie früher auch in der griechischen Antike unterscheiden sie zwischen kühlen, heißen, trockenen und feuchten Charakteren und Zuständen der Menschen. Wobei ein Übermaß des einen durch diese entgegenwirkende Kuren behandelt wurde. „Es wurde viel über Beobachtung herausgefunden. Man identifizierte Krankheiten durch ihre Effekte – beispielsweise Fieber und Schüttelfrost – und bekämpfte Hitze etwa durch Kälte. Ginseng wurde als Tonikum und Stimulanz verwendet. Traditionell verzehrte man den Extrakt oder die ganze Wurzel. Ein Zuviel kann es dabei eigentlich nicht geben.“ Auch heute noch kommen die meisten Arbeiten über Ginseng aus dem ostasiatischen Raum. Über 4.150 Untersuchungen zählte Melzig, nicht nur aus China. „Der qualitativ hochwertigste Ginseng kommt aus Korea, ebenso viele neuere Untersuchungen.“

Ginseng: Das schlaue Heilmittel

Die Pflanze entfaltet ihre Wirkung erst, wenn man sie über zwei, drei Monate einnimmt, nicht erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, so Professor Melzig. Er spricht von ihrer „adoptiven Wirkung“: Ginseng wirkt sowohl gegen Nervosität und Angstzustände als auch gegen Ermüdungserscheinungen. „Ginseng nimmt überschießenden Reaktionen die Spitze, untertourig laufende physiologische Prozesse werden angeschoben. In beide Richtungen hat er eine auf das Normalmaß hin ausgleichende Wirkung.“ Panax ginseng, wie die Pflanze wissenschaftlich heißt, enthält bis jetzt nur vom Ginseng bekannte Stoffe, die man deshalb Ginsenoside und Panaxoside nennt, darunter Vorstufen des Vitamin D. „Wir fangen erst langsam an, ihre Wirkungen zu verstehen“, so Melzig. Nur soviel weiß man: Stress greift die Blutgefäße im Gehirn und des Herzens an. Hier setzt die schützende Wirkung des Ginseng an. Professor Melzig rät: „Man sollte ihn zu sich nehmen, wenn man noch leistungsfähig ist, um diese Leistungskraft zu erhalten. Darin hebt sich die traditionelle chinesische Medizin grundsätzlich von unserem naturwissenschaftlichen Ansatz ab, bei dem wir erst dann etwas anfangen zu untersuchen, wenn schon etwas geschädigt ist.“

Ginseng: Die Wurzel braucht ihre Zeit

Die Ginsenoside und Panaxoside befinden sich bis zu zwölf Prozent in den Seitenwurzeln. Je älter die Pflanzen sind, umso mehr Seitenwurzeln voll Wirkstoff enthalten sie. Um die Wurzeln haltbar zu machen, werden sie vor dem Verzehr erst durch Dämpfen und dann an der Luft getrocknet.
Die Pflanze wächst in den Bergen Koreas über die Mandschurei bis hinein in das sibirische Ussirigebiet. Sie mag es schattig. Ein Sprichwort sagt. „Der Ginseng liebt die Schritte des Gärtners“ – das bedeutet, dass sie eine intensive Pflege benötigt. Bei uns ist sie durch Abdecken am besten vor viel Sonne zu schützen. Sie blüht erst nach drei Jahren. Die Wurzeln entfalten ihre Wirkkraft nach sechs bis sieben Jahren. Kein Wunder, dass sie in Nordkorea Gold wert sind. 2010 boten die Nordkoreaner Tschetschenien sogar an, ihre Auslandsschulden teilweise in Form einer tonnenschweren Ginsenglieferung zu bezahlen.

Weitere Informationen:

Ein Klassiker zu den Heilpflanzen rund um die Welt:

„Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen“ von Karl Hiller und Matthias Melzig (Spektrum-Verlag, 49,95 Euro)

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Zur Anwendung von Heilpflanzen in der traditionellen chinesischen Medizin:

„Chinesische Heilmittel für ein langes Leben“ von Jiaogulan Ling-Zhi (Bacopa-Verlag, 25 Euro)

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Alles über die praktischen Anwendungsmöglichkeiten des Ginseng:

„Ginseng. Heilkraft aus der Wunderwurzel des Ostens„ von Günter Harnisch (Lorber & Turm Verlag,13,80 Euro)

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