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Lieblingsreiseziel der Deutschen ist und bleibt unumstritten die spanische Insel Mallorca. Doch auch Italien ist beliebt. Während die Vergnügungssüchtigen eher Rimini bevorzugen, gehen Senioren gerne nach Ischia.

„Anfang der 70er Jahre kam die erste große Welle der deutschen Touristen“, erklärt Luisa Castiglione. Die 50-Jährige leitet das Drei-Sterne-Hotel Tramonto D’Oro in Forio. „Die Deutschen wollen eine funktionierende Infrastruktur und Service, aber italienischen Wein und Küche, ist doch klar.“ Das war auch den Stadtvätern Ischias schnell klar, und es wurden neue Straßen gebaut, Häuserfassaden renoviert und Parks angelegt. Die Mittelmeerinsel bei Neapel ist seither fest in deutscher Hand: „Man sprach Deutsch!“ An der Rezeption sowieso und die Kellner auch. Selbst die Menukarte war auf Deutsch, auch wenn sie kein Sauerkraut mit Würstchen angeboten hat. „Das ist auch der Punkt, auf den die Deutschen Wert legen“, erklärt Luisa Castiglione.

Ein wichtiger Kurort in Italien

Die Vorliebe für Ischia kommt nicht von ungefähr: Aufgrund ihres komplexen vulkanischen Ursprungs besitzt Ischia eines der reichsten hydrothermalen Vermögen der Welt. Aus dem Inneren der insgesamt 69 Fumarolen entweicht Schwefel-Dampf, der speziell bei Atemwegserkrankungen helfen soll. Zusätzlich gibt es 29 hydrothermale Becken und 103 sprudelnden Quellen, die auf die etwa 46 Quadratkilometer verteilt sind. Für diesen Reichtum war Ischia bereits in der Vergangenheit berühmt: Schon die Alten Griechen wussten über die heilende Wirkung Bescheid.

Auch die Römer waren den Thermen nicht abgeneigt. Kaiser Hadrian hat sich auf der Nachbarinsel Capri sogar eine Sommerresidenz erbauen lassen. Danach sind sie Jahrhunderte lang in Vergessenheit geraten, bis sie Ende des 16. Jahrhunderts wieder entdeckt wurden. Heutzutage ist Ischia einer der wichtigsten Kurorte Europas. Zahlreiche Hotelanlagen bieten ihre eigenen Thermalschwimmbecken an. Zusätzlich gibt es Thermalgärten.

Wellness-Therme Poseidon

„Unsere Thermalgärten waren bis Ende der 70er Jahre eigentlich nur von Deutschen besucht“, erzählt Nicola Mattera. Der 42-Jährige arbeitet in der Thermalanlage „Poseidon“, die sich an einer Bucht von Forio auf Ischia erstreckt. Ein Labyrinth aus kleinen Treppen und Wegen, die in den Vulkanberg gehauen worden sind, verbindet die insgesamt 18 Thermalbecken. Von 28 Grad bis hin zu 40 Grad – alles reines Quellwasser. Dieses Paradies entstammt dem Kopf eines österreichischen Arztes und wurde von einem deutschen Industriellen in die Tat umgesetzt.
Heute gehört es der Allgäuer Familie Staudinger. Zwar wurden Anfang der 80er Jahre auch den Italienern die Tore geöffnet, aber die Mehrzahl der Besucher bleiben Deutsche. „Über 80 Prozent unserer Gäste sind Deutsche und unsere Kurabteilung wird von einer deutschen Ärztin geleitet“, erklärt Mattera. Dem gebürtigen Ischitaner ist dies sehr wichtig.

Il Fango: der heilsame Schlamm

Neben den zahlreichen Thermen auf Ischia bieten auch die einzelnen Hotels kleine Thermalanlagen. Unter medizinischer Aufsicht werden dort die weltweit bekannten Fango-Packungen angeboten. Der Fango, Italienisch für Schlamm, wird seit Jahrtausenden aus dem Inneren der vulkanischen Insel gewonnen und lindert unter anderem Rückenschmerzen, Rheuma und Hexenschüsse. „Vieles, was der Fango kann, wissen wir noch gar nicht“, erklärt Paolo Magrassi. Er ist seit Jahren Chefarzt der „Terme Regina Isabella“ in Lacco Ameno. Das kleine Örtchen ist aber auch wegen seiner Fumarole bekannt. Fumarole sind heiße Quellen unterhalb der Erde, die bis zu 100 Grad Wärme ausstrahlen und den umliegenden Sand und die Umgebung erwärmen.

Gleich neben Magrassis Büro sind zehn Betonbecken in den Boden eingelassen, jedes im Format einer Fertiggarage. Sie sind mit Ton gefüllt, durch den 65 Grad heißes Thermalwasser aus hauseigenen Quellen läuft. Voll mit Natrium und Chlorid, mit Sulfat und Kalzium, mit Brom und Radon. Die Mineralien dringen in den Ton, doch damit nicht genug: „Ein ganzes Jahr lang muss die Masse vor sich hin blubbern“, erklärt Magrassi. „Dann beginnt der Schlamm zu leben und entwickelt seine Heilkraft.“

Weniger deutsche, mehr italienische Touristen

Auch wenn Poseidon-Mitarbeiter Mattera von den deutschen Touristen in den höchsten Tönen schwärmt, musste er sich Anfang 2000 an einen neuen Trend gewöhnen. Während 2002 noch fast 4,5 Millionen Touristen die Insel besuchten, waren es 2003 nur noch knapp 3,8 Millionen. Auch die ausländischen Gäste sind zurückgegangen. Waren es 2002 noch über eine Million, sind es ein Jahr später nur noch knapp über 700.000. „Der Trend ist klar: Die deutschen Touristen nehmen ab, die italienischen zu“, so Luisa Castiglione. Die Konsequenz? „Die italienischen Touristen beschweren sich, weil wir auf allen unseren Schildern erst die Anweisungen auf Deutsch stehen haben und erst an zweiter Stelle auf Italienisch.“

Fazit: Wie wäre es mit einer Wellness-Kur in Ischia? Die Mittelmeerinsel bei Neapel ist eine schöne Alternative zu deutschen Kurorten. Das Wetter ist das ganze Jahr über sehr mild.

©iStock/Flory

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Weiterführende Reiseinformationen zur Mittelmeerinsel bietet die Webseite der Touristeninformation von Ischia.

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