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Eine Reise in das kleine Land zwischen Pazifik und Karibik ist ein absolutes Naturabenteuer. Das Reisetagebuch von Helmut Köhler nimmt uns mit auf eine Reise in Nebelwälder und Sumpflandschaften.

Unser Reisefieber führt meine Frau und mich diesmal über den Atlantik nach Mittelamerika. Gespannt auf die zahlreichen Naturparks, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt machen wir uns auf die Reise nach Costa Rica.

Ankunft im Naturparadies

Nach einer etwas umständlichen Reise mit ungeplantem Zwischenstopp in Madrid haben wir gestern Abend unser Hotel „El Martino Resort & Spa“ in Escazu erreicht, einem Vorort von San Jose. Heute sind wir ganz ausgeschlafen und sehr gespannt auf zwei erlebnisreiche Wochen. In erster Linie wegen der Natur! Die zahlreichen privaten und staatlichen Naturparks mit ihrer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt, sind die größten Sehenswürdigkeiten des kleinen Landes zwischen Pazifik und Karibik. Die Vielfalt reicht von aktiven Vulkanen und 4000 Meter hohen Bergen bis zu Vogelparadiesen im Sumpfland. Auf den Wanderwegen, abseits der Tourismuszentren, in den vielen Naturparks mit Nebelwäldern und Hängebrücken in den Baumkronen wollen wir Costa Rica kennen lernen.

Unterwegs auf der Panamericana

Unser erster Ausflug führt uns durch den chaotischen Berufsverkehr in San Rose auf den Weg zum Vulkan Irazu. Schon vom Weiten sind die Vulkane Irazu (3432 Meter hoch) und Turriabla (2906 Meter hoch), aus dem dünne Rauch- und Aschewolken aufsteigen, sichtbar. Die Landschaft ringsherum ist sehr fruchtbar. Es werden Zwiebeln und Kartoffeln angebaut und in den Gewächshäusern Zierpflanzen und Erdbeeren gezüchtet. Wir fahren bis Cartago auf der Panamericana Nr.1. Dann sind es zwar nur noch 32 Kilometer zum Nationalpark Vulkan Irazu, aber stolze 2000 Höhenmeter zu überwinden. Hinauf über steile Serpentinen wird die Zufahrt immer schlechter. Der NP Vulkan Irazu wurde bereits 1955 auf einer Fläche von 2309 ha eingerichtet. Kernstück des Parks ist der Stratovulkan Irazu, der mit seinen zwölf Nebengipfeln bereits eine Fläche von 500 Quadratkilometern einnimmt und somit der größte Vulkan Costa Ricas ist. Der letzte Ausbruch ereignete sich 1963 und dauerte zwei Jahre. Seither wirft der Irazu in regelmäßigen Abständen Asche und Schlacke aus, die von Erderschütterungen begleitet werden.

Auge in Auge mit dem Krater

Von mehreren Aussichtspunkten kann man den runden und steilen Hauptkrater mit einem Durchmesser von einem Kilometer und einer Tiefe von 300 Metern betrachten. Auf dem Kraterboden hat sich ein grün-gelblicher See mit einer Wassertemperatur von etwa 75 Grad Celsius gebildet. Ein leichter Schwefelgeruch liegt in der Luft und weist uns immer wieder darauf hin, dass der Vulkan lebt und sich zur Zeit nur in einer Ruhephase befindet. Er kann jederzeit aktiv werden. Die Rauch- und Aschefahne des Turriabla im Hintergrund, die sich ständig in der Farbe und Intensität ändert, verweist auf einen unruhigen Untergrund. Nach unserer Vulkanbesichtigung stärken wir uns mit Früchten, darunter die Camita, die ein lilafarbenes, milchiges Fruchtfleisch enthält, das fruchtig-süß schmeckt. Besuch bekommen wir dabei von einem Nasenbären, der nach essbaren Resten suchte.

Besuch einer Pilgerstätte

Wieder zurück in dem 1563 gegründeten Cartago besuchen wir die Basilica de Nuestra Senora de Los Angeles. Das Innere des Gotteshauses ist mit einem schönen Holzausbau gestaltet. 1912 und 1976 wurden nach Erdbeben die Außenmauern der Basilika verstärkt, um das Gebäude vor dem Einsturz zu bewahren. Heute ist die Basilika mit jährlich 5 Millionen Pilgern die wichtigste Pilgerstätte Costa Ricas. Von Cartago aus fahren wir weiter auf der Panamericana nach Süden in die Berge. Über Serpentinen geht es hinauf bis in eine Höhe von 3000 Metern. In der Nähe des Cerro de la Muerte (zu deutsch: Gipfel des Todes) verlassen wir die Hauptstraße und fahren in das Quetzaltal, welches zum Nationalpark Los Quetzales gehört. Hier wollen wir den berühmten Quetzal beobachten, den Göttervogel der Maya und Azteken. Bei der 90-minütigen geführten Tour bergauf und bergab durch den Primärhochwald hören wir zwar den Quetzal, aber zu sehen bekommen wir ihn nicht. Es wird kühler und der Nebel beginnt talwärts zu ziehen. Dadurch wirkten die Bäume gespenstisch. Am Abend haben wir aus den Panoramafenstern unseres Bungalows in der Dantica Lodge (in 2600 Metern Höhe) einen tollen Blick in diesen Nebelwald.

Durch die Mangroven

Das Leben im Paradies erwacht schon früh. Um 05.30 Uhr sind wir schon am Strand und warteten auf den Sonnenaufgang. Die Vögel und Affen sind ebenfalls erwacht, denn man hört ein ohrenbetäubendes Gezwitscher und Gebrüll. Die Aras fliegen kreischend über uns hinweg zu ihren Futterplätzen. 
Heut unternehmen wir eine Motorbootsfahrt in die Mangroven. Die Mangroven sind schon beeindruckend. Wir nähern uns vom Meer und fahren in die Flussmündungen hinein. Drei der fünf Mangrovenarten, die es in Costa Rica gibt, wachsen hier. Es handelt sich um die Ananasmangrove sowie um die rote und die schwarze Mangrove. Wir sehen Fischadler, Eisfischer, Kuh- und Goliathreiher. Die Orchideen, die in den Mangroven wachsen, haben sich an das Salz- beziehungsweise Brackwasser angepasst. Die Rückfahrt führt entlang der Küste, vorbei an kleinen, einsamen Buchten, in denen die Vegetation bis an die Uferlinie reicht. Ein fantastischer Anblick. Ein kurzes Bad in der Meeresbucht rundet die Tour ab.

Tierische Begegnungen

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Der Nationalpark Manuel-Antonio liegt sieben Kilometer südlich des Ortes Quepos und ist wegen seiner Strände einer der beliebtesten Parks des Landes. Er umfasst eine Land- von 683 Hektar und eine Wasserfläche von 55000 Hektar. Beim Parkrundgang sehen wir eine Nachtschwalbe, ein Dreizehenfaultier, Brüllaffen, Leguane, farbenprächtige Schmetterlinge, ein Aguti (Goldhase), Kapuziner- und Totenkopfaffen sowie Nasenbären. Nach dem zweistündigen Rundgang entspannen wir in einer Bucht. Der Strand ist gut besucht, denn nicht nur wir sind auf dem Gedanken gekommen, uns im Meer etwas von der Hitze zu erholen. Dabei muss immer einer von uns als Wache bei unseren Habseligkeiten bleiben. Und diese mit Stöcken und Kokosnüssen als Wurfgeschoss gegen dreiste Diebe verteidigen: Waschbären und Kapuzineraffen. 
An diesem Tag haben wir noch eine besonders tierische Begegnung: Auf dem Rückweg in unser Hotel ist die Straße gesperrt. Ein Unfall? Nein. Ein Zweizehenfaultier hangelt bedächtig an der Elektroleitung am Straßenrand entlang und verursacht so einen Massenauflauf, weil jeder einen Blick ergattern will. Ein paar Totenkopfäffchen wechselten auch noch über ein gespanntes Seil von einer Straßenseite zur anderen.

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