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Fünf Tage Nashörner beobachten und unter dem Sternenhimmel schlafen – das stärkt die Persönlichkeit. Die Wilderness Leadership Schule in Durban holt den Löwen aus jedem Menschen heraus.

Das Gebüsch raschelt im Wind und ein leises Schnaufen ertönt zwischen den Gräsern. Trappeln, Schnaufen, Stille. Ein Horn ist zwischen den Gräsern zu sehen, ein Nashorn. Gebannt starrt es in die Richtung der Wanderer und bewegt seine Ohren wie Antennen hin und her. In Südafrikas Hluhluwe-iMfolozi-Tierpark können Naturliebhaber afrikanische Nashörner, Kudus, Büffel, Löwen und zahlreiche andere Tiere in der Wildnis beobachten und mit der Natur verschmelzen. Dazu bietet die „Wilderness Leadership School“ in Durban mehrtägige Wanderungen durch ein etwa 30.000 Hektar großes Gebiet an – eine Fläche so groß wie rund 41.000 Fußballfelder. Keine Hotels, keine Blockhütten, keine Zelte, weder Duschen noch Toiletten – nichts. Maximal ist eine Isomatte erlaubt, auf denen die Wanderer ihren Schlafsack ausrollen dürfen. Für umgerechnet etwa 450 Euro darf ein Teilnehmer seinen materiellen Besitz in der zivilisierten Welt zurücklassen und eine Woche im Busch leben. Die Natur wird das neue Zuhause vom Menschen. Es fordert physische wie mentale Herausforderungen.

Respekt vor Tieren im Land von König Shaka

Der Hluhluwe-iMfolozi Park liegt in der Provinz KwaZulu Natal an der Ostküste Südafrikas, wo bis ins frühe 19. Jahrhundert die Zulus unter der Herrschaft ihres Königs Shaka lebten. Diese Wilderness Schule befindet sich in der Hafenstadt Durban, etwa drei Autostunden vom Hluhluwe-iMfolozi entfernt. Hier riecht es nach Gewürzen, Rikschas hupen laut und bunte Saris flattern im Wind. Mit über 3,1 Millionen Einwohnern ist die Stadt mit indischem Einfluss die größte Stadt der Provinz KwaZulu-Natal und nach Johannesburg die zweitgrößte Stadt Südafrikas. Die Innenstadt von Durban bietet afrikanische und indische Märkte, aber auch beeindruckende Shoppingcenter. Die „Wilderness Leadership School“ möchte durch ihre Wanderungen das Umweltbewusstsein der Menschen fördern und die Führungsfähigkeiten der einzelnen Teilnehmer herausfordern. Peter Raymond, ausgebildeter Guide der Wilderness Leadership Schule und Kenner des südafrikanischen Buschs, erklärt: „Die Wanderung in der Wildnis ist ein spirituelles Abenteuer, bei dem Sie sich selbst neu kennen lernen und neue Prioritäten setzen.“ Die Touren bieten die Erfahrung, in einer natürlichen und ursprünglichen Atmosphäre zu leben. Mandla Buthelezi, ein leidenschaftlicher Vollzeit-Reiseführer im Hluhluwe-iMfolozi-Tierparadies und begieriger Marathon-Läufer, sagt: „Als Rudel-Mensch bewegen wir uns im Park und beobachten die Tiere aus einer respektvollen Entfernung. Nachts hören wir ihnen zu.“

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Es gibt nichts außer Natur

Höchstens acht Teilnehmer sind pro Ausflug in den südafrikanischen Busch zugelassen, das Mindestalter beträgt 15 Jahre. Die Gruppen sind oft bunt gemischt, von einheimischen Farmerjungs bis hin zu britischen Geschäftsfrauen. Immer mit dabei sind zwei Wilderness-Guides mit geladenem Gewehr. Rucksäcke und Schlafsäcke werden von der Schule gestellt. „Wir nehmen nur das Nötigste mit“, sagt Mandla Buthelezi. „Kein Handy, kein Alkohol, keine Seife, nichts. Wir werden im Einklang mit den Tieren unter dem Sternenhimmel schlafen und was wir in die Natur hereinbringen, nehmen wir auch wieder mit heraus. Toilettenpapier verbrennen wir. Es gibt hier keine Straßen, wir werden in der puren Wildnis sein.“ Die Guides stellen strenge Regeln vor der Abfahrt auf: Nur im Gänsemarsch wandern – und das auch noch mucksmäuschenstill. „Für unsere eigene Sicherheit bleiben wir im Gänsemarsch und sind leise. Die Nashörner könnten sich sonst erschrecken und Amok laufen“, erläutert Buthelezi und lädt sein Gewehr mit Munition. Der erste und der letzte in der Reihe der Wanderer ist jeweils einer der Führer. In der Mitte die Gruppe. Die Essensration für die nächsten Tage, Campinggeschirr, Wasserbehälter und das persönliche Gepäck verteilen die Wanderer in ihren Rucksäcken. Die zusammengerollten Schlafsäcke sind jeweils daran gebunden.

Zu Gast bei Mutter Natur

Auch wenn schnell der Schweiß von der Stirn perlt und die Sonnenbrille beschlägt, die Augen der Abenteurer blicken in die Landschaft. „Nach einem fünftägigen Trail stinken wir, sind verstaubt und haben schwärzere Fingernägel als ein Schornsteinfeger“, schmunzelt Raymond. Eine Woche vereint mit Mutter Natur soll die Wanderer wieder auf die wichtigen Dinge im Leben aufmerksam machen. Während einer solchen Tour bekommt jeder Teilnehmer eine Aufgabe: Wasser holen, Feuerholz sammeln, Feuer entzünden, Nachtwache und auf das Feuer aufpassen. Nach Sonnenuntergang versammeln sich die Abenteurer zum Essen am Lagerfeuer und unterhalten sich. Die Nachtwache sei laut der Wilderness Leadership Schule eine besondere Erfahrung. Jeder Teilnehmer ist dann verantwortlich für die gesamte Gruppe und beschützt das Lager. Die Wanderer seien im Busch nur Gäste der Natur und sollten sich bewusst machen, wie mächtig sie sein kann. Bei der Nachtwache sei es deutlich zu spüren, dass die Teilnehmer ihre Egos zurücklassen und sich nur um das Rudel kümmern. Das Feuer wärmt und gibt im dunklen Busch vor allem den Damen eine gewisse Sicherheit.

Fazit: Ein hintergründiger Einblick nicht nur in das eigene Leben, sondern auch in die Welt, in der wir leben, sollen diese Wanderungen sein. Die Gruppe läuft durch hüfthohes Gras, sie lesen Spuren verschiedenster Tiere, raten Geräusche und beobachten. „Jetzt weiß ich meine Dusche zu schätzen“, sagt eine Teilnehmerin. Die anderen Abenteurer nicken. Sie verlassen stolz mit ihren neu gewonnenen Erkenntnissen die Wilderness Leaderschip Schule in Durban.

Weitere Informationen:

Wilderness Leadership Schule in Durban (englisch):

www.wildernesstrails.org

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