©Yoga Shala
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Eva Maria Moog und Henning Scheel, die in Berlin die „Yoga Shala“ betreiben, waren im Dezember und Januar im südthailändischen Dschungel auf Entdeckungsreise. Lesen Sie ihre ganz persönlichen Eindrücke vom „Jungle Yoga“ im Logbuch.

28.12.2010 Ankunft in der Bambushütte

Nach einem Tag Verspätung aufgrund schwerer Wetterlage in Deutschland kommen wir im südthailändischen Dschungel an.

Tropische feuchte Wärme empfängt uns, der Dschungel tönt in den ungewöhnlichsten Sequenzen. In den schwimmende Bambushütten mit Palmdächern, Rafts genannt, ist nichts richtig fest, durch das Wasser bewegt sich alles ein wenig. Die Anlage ist U-förmig in einer Bucht vertäut, 20 Bungalows, zwei größere Rafts als Restaurant und Bar sowie eine Yoga Shala, das schwimmende Yoga Pavillon.

Dick und Beth betreiben die Anlage und haben ein Jahresprogramm aus Yoga, Thaimassage und Vipassana Meditation. Die Anlage ist einfach, wer fünf Sterne-Luxus erwartet, ist hier nicht richtig. Dafür bestechen die Natürlichkeit und die direkte Verbundenheit mit dem Dschungel. Die Bucht liegt am Fuße einer Bergkette, die sich von Borneo bis China entlang zieht. Zeitgleich mit dem Himalaya entstanden, ist diese Bergkette eine Erdauffaltung, die durch dieselbe tektonische Verschiebung hervorgerufen wurde wie der Himalaya. Die Berge, scharf aufragende Klippengebilde, bestehen aus Korallen und maritimen Fossilien. Millionen Jahre alte Zeugen der Erdgeschichte. Der Urwald selbst ist unbewohnt und ursprünglich, mit atemberaubender Flora und Fauna. Elefanten, Tiger, unendliche Vogelarten und viele Primaten bewohnen dieses wunderbare Stück Erde. Wenn der Dschungel im Laufe des Morgens durch die Sonne aufheizt, beginnen die Gibbons, eine kleine, nur in Südostthailand lebende Affenart, mit ihren Rufen. Besonders die Weibchen rufen mit ihrem melodischen und anschwellenden Tönen ihre Partner. Die sich erwärmende Luft trägt diese Geräusche in die Weite des Dschungels.

Es ist abnehmender Mond, wir wachen um 4:30 Uhr auf, die Welt ist in silbernes Mondlicht getaucht. Über allem liegt ein schimmernder Schein, wie flüssiges Silber, leise Laute dringen aus dem dichten Dschungel; Dschungelzauber.

29.12.2010 Dschungel-Safari

Wir ziehen weiter. Ein Longtailboat bringt uns zu einem abgelegenen Raft, eine Rangerstation, die von Thais betrieben wird. Der See entstand 1984 und wurde angestaut, um die Region mit Elektrizität zu versorgen. Eine gigantische Fläche wurde geflutet, die Ureinwohner umgesiedelt. Sie bekamen Land, Plantagen mit Gummibäumen oder wurden als Ranger ausgebildet, um den nun entstandenen Nationalpark zu schützen. Es gibt einige Rangerstationen, die als Rafts auf dem See gebaut wurden. Aus Bambus, angeschwemmtem Holz und einfachen Brettern zusammengebunden, vernagelt und vertäut. Die hier arbeitenden Menschen stammen ursprünglich aus einem Dorf, das nun 90 Meter unter dem Wasserspiegel liegt, 250 Familien sollen es gewesen sein. Aus dieser neuartigen Situation heraus müssen sie sich neu orientieren und ein Auskommen finden. Die Ranger und Helfer werden von der Regierung (unter)bezahlt, eine Grauzone wurde absichtlich belassen, so dass sie als weiteren Verdienst halb legal Bambusbungalows an Touristen vermieten und einen kleinen Betrieb führen können. Ebenso ist der Personentransport mit Booten ein lukratives Einkommen. Wir wohnen nun also mit den ursprünglichen Bewohnern hier, lernen ihre unglaubliche Gastfreundlichkeit zu schätzen und werden bestens mit köstlichem südthailändischen Essen versorgt, das in jedem deutschen noch so gutem Thairestaurant seinesgleichen suchen muss!

Dschungel-Safari auf einem Bambusfloss mit Dinner im (plötzlichen) tropischen Regenguss. Hierfür hat Na Khum, Ranger Nummer eins am Platz, in großen hohlen Bambusrohren Reis zubereitet. Portionen werden in große Blätter gewickelt, bewässert, die Päckchen werden in das Bambusrohr gesteckt. Das Rohr wird diagonal mit einer Öffnung nach unten ins offenen Feuer gestellt und nach einigen Stunden ist der Reis gegart. Dazu gibt es ein Curry mit exotischen Gemüsen, unglaublich pikant und von den Gewürzen einen noch exotischer zubereiteten Fisch sowie ein Süßsauer-Gericht, ebenfalls Fisch. Fisch ist die Hauptnahrungsquelle, denn es gibt ein unerschöpfliches Fischvorkommmen im See, gratis sozusagen.
Na Khum spaltet die Bambusrohre und verteilt die Blätterpakete nach einer Fahrt durch den Dschungelsee, die Töpfe mit dem Essen gehen herum und wir speisen wie die Dschungelkönige auf dem Floß; inzwischen im strömenden, warmen Tropenregen.

30.12.2010 Kajaktour

Kajaktour durch die Seitenarme und Verästelungen, die überall labyrinthartig den See durchziehen. Lautloses Gleiten durch die spiegelglatte Wasseroberfläche, umgeben von der Musik des Dschungels und tropischer Wärme. Das Gleiten des Kajaks lässt uns gleichfalls in den Dschungel hinein gleiten, lautlos Teil von ihm werden und ihn ganz in uns aufnehmen. Wir lassen uns immer wieder von der leichten Strömung treiben, paddeln ein Stück in die gewünschte Richtung, dann wieder lautloses gleiten. Dschungel sein, dschungeln, gedschungelt werden…

31.12.2010 Yoga auf dem Bambusfloß

Fotoshooting auf dem Bambusfloß um sechs Uhr morgens. Na Khum erwartet uns schon am Steg, wir legen ab und tauchen in die samtig blaue Morgendämmerung. Ich bin noch nicht ganz wach, Hennning hat die Kamera aber schon im Anschlag also beginne ich langsam mit Meditationssitz. Mit der Zeit werde ich sicherer und versuche verschiedene Asanas auf den runden Bamusstämmen während der Fahrt. Es macht immer mehr Spaß, wir suchen weiter nach schönen Spots und legen uns ins Zeug, um gute Bilder zu bekommen. Na Khum steuert zielsicher die richtigen Spots an, wir sind ein gutes Team. An einem kleinen Wasserfall steigen wir aus, ein großer Baumstamm liegt quer und ich klettere hinauf für eine Kriegerposition. Es ist feucht, rutschig, morsch, aber es geht. Gute Balance finden, Füße in den Baumstamm saugen, Mulabhanda aktivieren und Energie hochziehen… später ist auch Na Khum für ein Foto bereit und er sieht darauf aus wie ein thailändischer tanzender Shiva, gerade dem Dschungel entsprungen. Wieder auf dem Floß sehe ich, dass mich ein Blutegel erwischt hat. Festgesaugt zwischen meinen Zehen. Ein kleines Opfer muss wohl sein bei so viel Schönem.

01.01.2011 „Honey, I like it when you do yoga!“

Auf dem Raft sind während der letzten zwei Tage mehrere Gruppen thailändischer Touristen angekommen, um hier Silvester und Neujahr zu feiern. Bis auf einen weiteren Deutschen, Betreiber des ältesten Spas auf Koh Samui und seiner Familie (seine Frau ist Thailänderin), sind wir hier die einzigen Weißen. Dieser Ort wird in der Regel nur von Thais besucht, was für uns wiederum sehr spannend ist. Wir essen inzwischen auch nicht mehr auf dem offiziellen Restaurantfloß, sondern mit den Einheimischen auf dem Boden des Küchenfloßes. Das ganze Leben spielt sich auf verschiedenen Funktionsflossen und den sie verbindenden Stegen ab. Wir haben Silvester einfach ausfallen lassen und stehen dafür wieder mit der Morgendämmerung auf, um das Erwachen des Dschungels mitzuerleben. Im See schwimmen später wieder viele Asiaten in ihren Hosen, T-Shirts und mit neonorangenen Schwimmwesten. Sie amüsieren sich prächtig, auch beim Kartenspiel mit thailändischem Rum.

Am Abend praktiziere ich wieder Yogaasanas im „Hafen“ des gesamten Rafts, auf rohen Holzplanken, ohne Matte und es ist schön heiß. Jedes Mal wenn ich hier Yoga mache, wird das mit großem Wohlgefallen aufgenommen. Mitten in meiner Praxis kommt die füllige Köchin in ihrer Schürze und mit ihrer Kochkappe zu mir: „Honey, I like it when you do yoga!“, und sie ahmt dabei eine Vorwärtsbeuge nach.

02.01.2011 Longtailboat

Um sieben Uhr soll uns das Longtailboat wieder ans Festland zurückbringen. Es wird 8:30 Uhr, was aber auch egal ist, denn wir haben keine Eile. Die Koffer sind gepackt und wir lungern noch ein bisschen auf dem Steg herum. Gestern erfuhr ich, dass es in Thailand 1972 große Studentenunruhen gab, für mehr Gerechtigkeit im Land, denn die massive Diskrepanz zwischen arm und reich war nicht nur den Studenten, sondern auch großen Teilen der Bevölkerung ein Dorn im Auge. Zeitgleich zum Vietnamkrieg stellte dies für die USA natürlich eine Bedrohung dar. So wurde in Thailand eine Marionettenregierung installiert, hohe Geldsummen aus den USA flossen in Politik und Militär, um ein „Bollwerk gegen den Kommunismus“ aufzubauen. Die Studentenbewegung wurde offiziell entsprechend als kommunistische Bewegung tituliert und die Aktivisten verfolgt. Viele zogen sich daraufhin hierher in das weitläufige Dschungelgebiet zurück und operierten aus hiesigen Stationen in einem Jahre andauernden Guerillakampf. Eine Generalamnesie beendete schließlich den Kampf und die Bewegung versandete nach und nach.

Unser Longtailboatfahrer sieht aus, als wären die Partisanen noch immer aktiv; Tarnweste und olivfarbenes Kopftuch, verspiegelt Pilotenbrille und Kampfhose. Wir fahren los, die Köchin und Na Khum stehen auf dem Raft, winken und werden immer kleiner.

Lesen Sie über das Kamalaya Spa Resort in Thailand:

Thailand: Kraft tanken im Kamalaya Spa Resort

Mehr über Yoga Shala in Berlin:

www.yogalehrerausbildungberlin.info

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