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Auf seiner weiteren Reise durch Costa Rica begegnen Helmut Köhler faule Krokodile, eine Horde Brüllaffen und eine Boa in der Kaffeeplantage.

Costa Rica hat wirklich einiges zu bieten: Neben der atemberaubenden Natur mit ihren brodelnden Vulkanen und den Nebelwäldern gibt es noch so viel mehr zu sehen. So haben wir selber Zigarren gedreht und uns auf einer ökologischen Kaffeeplantage umgeschaut. Unvergesslich bleiben jedoch vor allem die Begegnungen mit den ungewöhnlichen tierischen Bewohnern des kleinen Landes.

Von Krokodilen und Zigarren

Unser heutiges erstes Etappenziel erreichen wir entlang der Küste Richtung Norden: Rio Tarcoles, der Krokodilfluss“. Wir überqueren zu Fuß die Brücke über deren Brüstung sich ein spektakuläres Bild bietet: große und prächtige Krokodile, die faul oder auch erwartungsvoll im Wasser liegen. Nach dieser Begegnung fahren wir weiter nach San Ramon zur Zigarrenmanufaktur Don Tuto. Jeder von uns hat die Möglichkeit, seine Fertigkeiten beim Zigarrendrehen unter Beweis zu stellen. Die selbstgedrehte Zigarre dürfen wir als Erinnerungsstück mitnehmen. Unser Ziel am Abend ist La Fortuna, wo wir nach einer bergigen Fahrt durch die Serpentinen bei wolkigem Wetter ankommen, Unser Bungalow in der Hotelanlage Arenal Nayara“ liegt mitten in einem riesigen Garten mit freier Sicht auf den Vulkan Arenal – ein fantastischer Anblick.

Vulkanwanderung und Besuch beim Volk der Maleku

Am nächsten Tag besichtigen wir den Nationalpark Vulkan Arenal. Dieser wurde 1991 gegründet und 1995 erweitert. Zentrales Kernstück des Parks ist der Vulkan Arenal mit einer Höhe von 1640 Metern. Nach 450 Jahren der Ruhe brach der bis dahin bewaldete Arenal 1968 erneut aus. Bis heute ist er einer der aktivsten Vulkane der Welt. Regelmäßig fließt Lava von den Hängen ins Tal und immer wieder schleudert er Gesteinsbrocken in den Himmel. Im Vulkanbereich angekommen, unternehmen wir auf einem Naturpfad eine mehrstündige Wanderung. Der Naturpfad verläuft durch erkaltete Lavaströme, mit und ohne Bewuchs. Dort, wo keine Lava geflossen ist, steht noch ein Restprimärwald. Ansonsten hat sich auf den älteren sauren Lavaströmen ein Sekundärwald aus Bambus- und Farnbewuchs ausgebildet. Verschiedene Orchideenarten haben sich auch wieder angesiedelt. Von einem Aussichtspunkt kann man einen Teil des 80 Quadratkilometer umfassenden Arealstausees einsehen. 
Unser nächstes Ziel ist ein Dorf der Maleku. Dieser Volksstamm hat sich seine eigene Sprache und die alten Traditionen bewahrt. Bei einem Becher Maisbier erzählte uns der Dorfälteste einiges über das Leben in der Dorfgemeinschaft, zur Geschichte, den Traditionen und dem Totenkult der Maleku. Zudem dürfen wir Gesänge und Tänze in traditioneller Tracht genießen und das Kunsthandwerk der Maleku bewundern. Unser Erinnerungsstück an diesen Besuch ist eine Fruchtschale mit eingraviertem Tucan.

Auf der Kaffeeplantage

Heute amüsiert uns auf unserer Reise eine Horde Brüllaffen: Etwa zehn Tiere tummeln sich in den Bäumen am Straßenrand und machen mächtig viel Lärm. Unterwegs stolpern wir dann auch noch über eine deutsche Bäckerei. Der Laden ist sehr gut besucht und auch wir kaufen eine Kleinigkeit für unterwegs. Unser erstes Tagesziel ist die 400 Hektar große Finka der Familie Bello, die ökologischen Kaffeeanbau betreibt, der sich jedoch nicht ohne die herkömmliche Anbauweise trägt. Mit Adolfo, dem Besitzer, durchstreifen wir die Plantage und erfahren viel über den herkömmlichen und im Vergleich dazu den ökologischen Kaffeeanbau. Außerdem überrascht er uns mit einem Stoffbeutel, in dem er eine kleine Boa verstaut hat. Er hat sie am Morgen zwischen den Kaffeepflanzen entdeckt. Boas werden hier als Nutztiere gesehen, denn sie halten die Mäusepopulation auf einem verträglichen Niveau. Sie wird wieder ausgesetzt, sobald sich keine Besucher mehr auf der Finka befinden. 
In der Veranda der Finka verköstigt uns Adolfos Frau mit frisch gepresstem Zuckerrohrsaft, der überraschend lecker und gar nicht so süß wie erwartet schmeckt. Dazu gibt es selbstgebackenes Gebäck mit Rahm sowie Tortillas mit frischem Käse. Natürlich wird uns auch frisch gebrühter Kaffee angeboten.

Schlafen unterm Sternenzelt

Unsere heutige Unterkunft, das Hotelresort El Establo“, erreichen wir nach einer zweistündigen Fahrt über staubige, holprige und kurvenreiche Pisten. Die weitläufige Anlage mit mehreren Gebäudekomplexen liegt eingepasst an einem Berghang. Auf Grund der Hanglage hat man von jedem Zimmer aus eine herrliche Fernsicht und durch die riesigen Panoramafenster schauen wir nachts vom Bett aus in den Sternenhimmel.

Im Naturreservat Monteverde

Der Nationalpark Monteverde wurde 1972 auf einer Fläche von 328 Hektar gegründet und wurde 1975 um weitere 554 Hektar erweitert. Heute umfasst er eine Fläche von 3600 Hektar und setzt sich aus mehreren Teilparks zusammen. Das Reservat liegt auf der kontinentalen Wasserscheide, wird also klimatisch von der karibischen sowie pazifischen Seite beeinflusst. Die Folge sind drastische Klimaumschwünge innerhalb kurzer Zeit und relativ hohe Niederschlagsmengen. Wir besuchen den Naturpark Monteverde (Hängebrückensystem) und das Biosphärenreservat. Unsere Fahrt führt uns zuerst in die Bergnebelwälder des Naturreservates Santa Elena/Monteverde. Das Wetter ist trüb und windig. Die Region ist ja für viel Niederschlag bekannt. Die mitgenommenen Jacken waren jetzt von Vorteil. Der Naturpfad führt über acht Hängebrücken, wobei die längste eine Spannweite von 190 Meter hat. Wir bewegen uns in Baumwipfelniveau, das heißt 30 bis 40 Meter über dem Erdboden, den man aber nicht sehen kann. Jede Nische ist von Pflanzen besetzt. Der Wald zeigte sich in unzähligen Grünschattierungen. Durch die hohen Niederschläge begünstigt, wachsen an und auf den Baumriesen Moose, Farne, Bromelien und Lianen. Bei der Vegetationsdichte hören wir viele Tierstimmen, aber bekommen nur wenige zu Gesicht. Wir sehen das Wildhuhn, den Glockenvogel, den Goldkäfer und kleinere Vogelarten. 

Erneuter Gruß vom Göttervogel

In einem zweistündigen Rundgang auf dem Naturpfad des Biosphärenreservats Monteverde bewegen wir uns in einer Geländehöhe von 1560 bis 1590 Meter über Normalnull. Und wieder hören wir nur den Ruf des Quetzal, zu sehen bekommen wir ihn auch heute nicht. Gesehen haben wir ihn nicht, aber seinen Ruf gehört. Schade! Von einem Aussichtspunkt aus können wir bis zur pazifischen Küste und der Halbinsel Peninsula de Nicoya schauen.

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Quer durch die Landschaft

Das letzte Ziel unserer aufregenden Reise liegt im Norden von Costa Rica. Wir fahren über unzählige Serpentinen und holprige Pisten bis Tilaran. Dann weiter nach Westen bis Canas. Von hier befahren wir die Panamericana nach Norden. Hinter Canas ändert sich die Landschaft grundlegend in flaches, weites savannenähnliches, durch Gras und Rinderherden geprägtes Land. Auf unseren Weg zum Nationalpark Rincon-de-la Vieja fahren wir an neu installierten Erdwärmegewinnungsanlagen – Rohrleitungen, Verteiler und Bohrtürme – vorbei. Das Vulkangebiet eignet sich hervorragend für die Nutzung der Erdwärme. Der Nationalpark Vulkan-Rincon-de-la Vieja erstreckt sich über eine Fläche von 14084 Hektar und wurde 1973 gegründet. Der Park liegt an dem aktiven Vulkan Rincon-de-la-Vieja und ist einer der vielseitigsten Naturparks des Landes. Zahlreiche vulkanische Erscheinungen, wie Fumarolen (heißer Wasserdampf) oder blubbernde Schlammvulkane machen den Besuch dieser Region zu einem unvergesslichen Erlebnis. 

Abschied im Schwefeldampf

Wir besuchen das vulkanisch sehr aktive Gebiet auf der Südseite des Vulkans in 800 Metern Höhe mit einer Fläche von 50 Hektar, das man als La Pailas“ bezeichnet. Hier bestaunen wir Solfatare (Dampf) und brodelnde Schlammtümpel, die kleine Vulkane bilden. Daneben treten aus Erdspalten heiße, nach Schwefel riechende Dampfwolken aus, die jeglichen Pflanzenwuchs verhindern. Thermalquellen mit kochendem Wasser speisen Bäche. Bei der zweieinhalbstündigen Wanderung durch das Gebiet der La Pailas“ treffen wir Kapuzineraffen und bestaunen Würgefeigen, unter denen der Wirtsbaum bereits vollkommen abgestorben beziehungsweise vermodert und verfallen ist. Der Schwefelgeruch – mal schwächer, mal stärker – begleitet uns auf der gesamten Wanderung. Abgesehen von dem unangenehmen Geruch ist der Besuch dieses Nationalparks ein wirklich fantastisches Ende unserer traumhaften Reise quer durch Costa Rica. Ein wenig wehmütig treten wir am folgenden Tag die Heimreise an. Und trösten uns mit der Floskel nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub“.

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