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Auf dem Sportartikelmarkt tobt ein Konkurrenzkampf, hart wie nie zuvor. Junge Marken trumpfen auf mit niedrigen Preisen – zur Freude der Verbraucher.

„Aber Mama, ich MUSS diese Schuhe haben!“ Besonders, wer wie der Autor dieses Artikels in den späten 1980ern und den frühen 90ern aufgewachsen ist, der weiß, was Sportschuhe für das Leben eines Adoleszenten bedeuten. Es sind nicht einfach nur kühle Geräte zum Ausüben des erwählten Sports, es sind auch Statussymbole, die zur Schule getragen werden, zu Jeans und T-Shirt, die neidvoll bestaunt werden, ehe das Interesse mit fortschreitendem Alter meist zunehmend geringer wird. Ganz zur Freude der oft leidgeprüften Eltern, die mehr oder weniger zähneknirschend Unsummen für die teuren Schuhe, bevorzugt aus dem Basketball, investierten, um ihre Sprösslinge nicht dem Spott der Mitschüler auszusetzen – Kinder können ja so gemein sein.

Bis zu 250 Mark kostete damals ein Paar solcher Stiefel von gehobener Qualität, meist wahlweise von Branchenführer Nike oder adidas. Auch für solche, die Sportschuhe wirklich für Sport nutzten, eine stolze Summe. Heute, gut 15 Jahre später, ist klar: Die teuersten Schuhe müssen nicht gleich die besten sein! Zwar zieht Nike mit seinen Topmodellen der Bereiche Basketball, Fußball und Running weiter einsam seine Kreise an der Spitze der Preisskala – die Premium-Produkte liegen preislich allesamt um die 140 Euro, mit dem zweifelhaften „Topwert“ sogar bei 375 Euro, für den Fußballschuh „Mercurial Vapor Superfly II Elite FG“. Auch Hersteller wie adidas, Puma oder Umbro veranschlagen ähnliche Preise.

Gute Qualität und niedrige Preise

Doch nun zeichnet sich immer deutlicher ab: Qualität ist auch günstig zu haben. Im US-Basketballmarkt, seit Jahren der vielleicht umkämpfteste der gesamten Sportschuhbranche, ist die Konkurrenz so dicht gestaffelt wie noch nie. Mit Reebok, And 1, Converse, Under Armour, Li Ning und Peak kämpfen gleich sechs Hersteller um ihren Platz in den Verkaufszahlen. Gewinner dabei: die Verbraucher. Denn gerade junge, ambitionierte Hersteller wie die US-Marke Under Armour oder die chinesischen Verteter von Li Ning und Peak trumpfen auf mit niedrigen Preisen und Bestnoten bei Tests. Nur wenige Modelle überschreiten die 100-Euro-Grenze. And 1, in Deutschland beliebte Streetball-Marke, verlangt nur für sein Spitzenmodell „ME8 Soverign Mid“ 110 Euro.

Im Running- und Fußballmarkt lässt sich ein ähnlicher Trend erkennen. Hersteller wie Hummel, Joma oder Asics, hierzulande im Fachhandel erhältlich, bieten auch in der unteren Preiskategorie hochwertige Produkte – andere können hier dagegen nicht in Qualität und Verarbeitung mithalten.

Schon 2006 warb Basketball-Star Stephon Marbury für 15-Dollar-Schuhe, die bei der US-amerikanischen Einzelhandelskette „Steve & Barry’s“ verkauft wurden. „Man muss nicht viel Geld ausgeben, um beim Sport gut auszusehen und top ausgerüstet zu sein“, betonte Marbury, der die Schuhe stets in Liga-Spielen trug, um deren Qualität unter Beweis zu stellen. Sie vereinten attraktives Design mit professionellen Dämpfungs- und Polsterungssystemen, denen auch Experten Bestnoten ausstellten.

Neue Marken im Online-Handel

„Wir wollen mit unserem Auftreten ein Zeichen setzen“, sagt nun auch Jay Li, Manager von Li Ning. „Wir möchten, dass die Menschen ihren Lieblingssport in vollen Zügen genießen können, und natürlich freut es uns, wenn wir sie von unseren Produkten überzeugen können.“ In China ist Li Ning bereits auf Platz zwei der Branche, überholte vor zwei Jahren adidas. Bis 2018 soll die Marke unter den Top 5 weltweit sein. Die Flagschiffe im Bereich Basketball sind im deutschen Einzelhandel noch nicht erhältlich, hier konzentriert sich die Firma (noch) auf das Badmintongeschäft, Interessierte müssen ins Internet ausweichen. Under Armour findet sich dagegen schon in den Geschäften, und bietet im eigenen Online-Shop alles, was das Sportlerherz begehrt – zwischen 30 und maximal 120 Euro.

Um die Phalanx der „Großen“ zu durchbrechen, zieht die junge Konkurrenz alle Register – wenngleich das Unterfangen äußerst schwierig ist. Zu sehr sind Nike & Co. als Statussymbole in der Jugendkultur verankert, gelten oft als Nonplusultra. Wer sich jedoch im Handel umsieht, der stolpert fast zwangsläufig auch über andere Marken, die immer mehr Platz in den Regalen einnehmen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Vor knapp 40 Jahren, da war vieles noch einfacher. „Wir konnten uns zwischen zwei Schuhen entscheiden: Dem Chuck Taylor All Star in Weiß und dem Chuck Taylor All Star in Schwarz“ sagt NBA-Legende Elgin Baylor. Schuhhersteller Converse stattete die gesamte Liga mit seinen Sportschuhen aus, die heute ihren Weg aus der Umkleidekabine in den Alltag gefunden haben. Als „professionelle Arbeitsgeräte“ sind sie nach heutigen Maßstäben Experten zufolge jedoch untauglich.

Profikleidung auch für Amateursportler

Nur wenige wissen noch, dass dieser Schuh mit seiner simplen Baumwoll-Oberfläche und der dicken Gummisole einst Arbeitskleidung von professionellen Sportlern war. Zu groß der Unterschied zu den High-Tech-Erzeugnissen, die heute die Regale der Sportartikelhändler füllen – in Design und Tragekomfort. Jeder Hersteller hat sein markantes Design mit Wiedererkennungswert, ob das „Air“-Kissen von Nike oder die drei Streifen von adidas. Jeder Hersteller hat seine ganz spezifischen Dämpfungssysteme und Materialien, so die neue „Zig Tech“-Sohle von Reebok oder Lackapplikationen bei Under Armour. Mit dem Design- und Komfortfortschritt hat auch die Entwicklung der Sportbekleidung mitgehalten. Vorbei die Zeiten simpler Baumwollshirts oder der berüchtigten Ballonseide, heutige Materialien sind leichter und atmungsaktiver als je zuvor.

In der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA führte adidas, Ausstatter aller 30 Mannschaften, zu Beginn der aktuellen Saison die „Revolution 30“-Trikots ein, aus einem extrem leichten Stoff mit klimatisierender, atmungsaktiver Wirkung, erhältlich beim Hersteller und im Fachhandel ab 50 Euro. „Unser Ziel bei der Entwicklung war maximaler Komfort – ob für den Hobbysportler oder einen Spieler in der besten Basketball-Liga der Welt“, erklärt Lawrence Norman, Vize-Präsident der adidas-Basketballabteilung. Ex-Starspieler Bill Walton, in den 70ern und 80ern aktiv, lacht da: „Zu meiner Zeit mussten Trikots einfach nur eine ganze Menge aushalten, weil wir jeden Tag das Gleiche anhatten.“

Im gut sortierten (Online-) Handel finden sich derartige Shirts, Shorts oder Trainingsanzüge fast aller Hersteller, in einem weit gefassten Preisspektrum. Das hätten sich viele, viele Eltern in den 90ern auch für Basketballschuhe gewünscht.

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